Über uns

Enthüllung der Gedenktafel für die jüdischen Ehemaligen am 29. Januar 2024, Bibliothek der Theo-Koch-Schule Grünberg


„My mother used to say: ‘When the conditions are ripe, it will happen all over again.’” („Meine Mutter sagte immer: ‚Wenn die Bedingungen stimmen, wird das alles nochmal passieren.‘“) [1]

“Better an erroneous history than no history at all.” („Besser eine Geschichte mit Irrtümern als gar keine Geschichte.“)[2]

Auf dieser Website veröffentlichen wir nach und nach die rekonstruierten Biografien der 50 jüdischen Ehemaligen, die zwischen 1884 und 1934 die weiterführende Schule in Grünberg besucht haben. Die meisten von ihnen konnten vor der nationalsozialistischen Verfolgung ins Ausland fliehen. Oft über mehrere Zwischenstationen, fanden sie dauerhaft Zuflucht in den USA, in Israel, England, Brasilien, Kolumbien, der Türkei oder Südafrika. Viele von ihnen verloren Familienangehörige, die in den Vernichtungslagern ermordet wurden. Die Grünberger Ehemaligen Joseph Rosenberg, Fritz Weinberg, Walter Isidor Schönfeld und Leopold Wertheim kamen in Lodz, Treblinka und Auschwitz ums Leben.

Mit unserem Erinnerungsprojekt schließen wir eine Lücke in der kritischen Schulgeschichtsschreibung. Seit 1996 Mitglied im bundesweiten Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, hat sich die Theo-Koch-Schule Grünberg dem Lernziel der Gleichwertigkeit verpflichtet. Daran arbeiten wir täglich. Im politisch-historischen Unterricht, bei Gedenkstättenfahrten und in fächerübergreifenden Projekten setzen wir uns kritisch mit Ideologien der Ungleichwertigkeit auseinander. Der Fremdsprachenunterricht und internationale Begegnungsprojekte fördern Offenheit und interkulturelle Kompetenz bei Lehrenden und Lernenden. In der SV-Arbeit und in außerunterrichtlichen Arbeitsgemeinschaften üben wir mit den Jugendlichen soziale Fähigkeiten und demokratisches Handeln ein. Die gemeinsame Gestaltung von Gedenktagen sensibilisiert uns für das Leid der Verfolgten und stärkt unsere Empathiefähigkeit.

Der Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ist für uns keine Zustandsbeschreibung, sondern ein Ziel, auf das wir als Schulgemeinde kontinuierlich hinarbeiten. Auch unsere Erinnerungsarbeit ist work in progress. Wir bitten die Nachkommen der jüdischen Ehemaligen aus Grünberg, die auf diese Website aufmerksam werden, uns bei der Rekonstruktion der Lebensläufe zu unterstützen. Uns ist es wichtig, die porträtierten Personen nicht auf ihre Opferrolle zu reduzieren, sondern ihre Geschichten so nuanciert wie möglich zu erzählen. Damit wollen wir der Entmenschlichung entgegenwirken, die eine der Bedingungen für den Holocaust war.

Kontakt: christina.mueller@theokoch.schule


[1] Elaine Simonson, Enkelin des in Auschwitz ermordeten Grünberger Ehemaligen Leopold Wertheim und Tochter von Ruth Wertheim, der einzigen Überlebenden der Deportationen aus Londorf, bei einer Begegnung mit Lernenden und Lehrenden der Theo-Koch-Schule am 15. September 2022 im Museum im Spital Grünberg. Siehe den Pressebericht in der Gießener Allgemeinen vom 19.09.2022: https://www.giessener-allgemeine.de/kreis-giessen/diese-arbeit-ist-nie-getan-91799498.html (zuletzt aufgerufen am 14.11.2024).

[2] Paul Liffman, Neffe des in die USA emigrierten Grünberger Ehemaligen Martin Blumenthal, in einem Gespräch mit Christina Müller, Lehrerin an der Theo-Koch-Schule. Zu Paul Liffman siehe den Bericht im Gießener Anzeiger vom 09.10.2023: https://www.giessener-anzeiger.de/lokales/rabenau-ort848777/neu-gewonnene-naehe-zur-familie-92568330.html (zuletzt aufgerufen am 26.11.2024).

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